Nachklang des Nachklangs

In beindruckender Weise hat Prof. Dr. Albert Gerhards am 12. Juni 2016 das sperrig anmutende Thema. „Nachklang des Zukünftigen – Zur historischen Erforschung und liturgie-theologischen Bestimmung katholischer Kirchenmusik am Beispiel Wolfgang Amadeus Mozarts“ seinem interssierten Publikum im Kulturforum Pax Christi näher gebracht. Für all diejenigen, die nicht kommen konnten hat er freundlicherweise seine Ausführungen in Kurzform niedergeschrieben:

  1. Einleitung: Warum ein theologischer Blick auf Mozart?
  1. Zum Verständnis von Liturgie und Kirchenmusik im Umfeld Wolfgang Amadeus Mozarts
  1. Zur Theologie der Kirchenmusik – die Metapher „Himmlische Musik“
  1. Kirchenmusik ist mehr als ein schöner Schein. Sie ist Glaubensvollzug in Gestalt der Lobpreisung des „Schon-Geschehen-Seins“ der Erlösung, aber auch in Gestalt der Bitte (evtl. auch der Klage), insofern sie die eschatologische Differenz des „Schon“ und „Noch-Nicht“ der Vollendung, zum Ausdruck bringen muss.
  2. Das Desiderat der theologischen Befassung mit den Künsten steht nach wie vor im Raum. Dabei geht es zunächst nicht um die unmittelbare Beziehung zum Gottesdienst (etwa in Bezug auf die liturgische „Eignung“), sondern um die transzendente Qualität der Künste unabhängig von ihrem Rezeptionskontext
  3. Bei der textgebundenen Kirchenmusik ist neben der werkimmanenten Analyse in Bezug auf ihre heutige liturgische Verwendungsmöglichkeit auch nach ihrem Entstehungskontext zu fragen. Hier kann die Biographieforschung Hinweise für das „Verstehen“ geben, z.B. in Bezug auf Übereinstimmungen mit und signifikanten Abweichungen von zeitgenössischen aufgeklärten Positionen.
  4. Durch die Einordnung in den liturgischen Kontext wird die musikalische Aussage theologisch deutbar. Dabei geht es weniger um devotionale Stimmungen als um die Erfassung komplexer Zusammenhänge bis hin zur „coincidentia oppositorum“, dem In-eins-Fallen der Gegensätze.
  5. Wie bei jeder wirklichen Kunst bleibt auch bei qualitätsvoller Kirchenmusik ein „Sinnüberschuss“, der sich nicht erklären und aufrechnen lässt. Wenn Hans Küng in Mozarts Musik „Spuren der Transzendenz“ feststellt (1991), dann hat dies in Bezug auf seine gottesdienstliche Musik noch einmal eine besondere Bedeutung.
  6. Kirchenmusik, wo sie vom Redeklang zur Klangrede geworden ist, transportiert Erfahrungen, Wirklichkeiten jenseits der Grenze des Sagbaren.
  7. Liturgie lässt sich als eine Zeitkunst beschreiben, in der Vergangenheit und Zukunft im Jetzt zusammenfallen. Die Musik als Wesensbestandteil der Liturgie hat hier eine besondere Stellung, insofern sie am transitorischen Charakter alles Zeitlichen teilhat und doch gleichsam im Vorübergang des Windhauchs (Jürgen Werbick) die Ahnung des Kommenden vermittelt.
  8. Die paradoxale Funktion der Musik im Gottesdienst lässt sich als „Nachklang des Zukünftigen“ formulieren. Musik bildet einen „Zwischenraum“ zwischen Erinnerung und Erwartung. Die Musik Mozarts hat aufgrund ihrer Eigenart hier einen besonderen Ort.
  1. Fazit

Die Kirchenmusik bildet einen integralen Bestandteil der Liturgie putty download , auch wenn dies erst spät in den offiziellen Dokumenten der Kirche anerkannt wurde. Als Ausdruck persönlicher Frömmigkeit und als künstlerisches Medium von  Transzendenzerfahrung enthält die Kirchenmusik zudem ein Spannungsmoment gegenüber einem objektivierten

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, auf den gültigen Vollzug fixierten Liturgieverständnis. Die Musik Wolfgang Amadeus Mozarts bietet für diese Betrachtungsebene noch weitgehend ungenutzte Möglichkeiten.

Veröffentlichung: Albert Gerhards, Nachklang des Zukünftigen. Zur historischen Erforschung und liturgie-theologischen Bestimmung katholischer Kirchenmusik am Beispiel Wolfgang Amadeus Mozarts, in: Jürgen Bärsch/ Bernhard Schneider (Hg.), Liturgie und Lebenswelt. Studien zur Gottesdienst- und Frömmigkeitsgeschichte zwischen Tridentinum und Vatikanum II, FS Andreas Heinz,  = LQF 95 (Münster 2006) 427-438; Joachim Herten/ Klaus Röhrig (Hg.), Wie hast Du`s mit der Religion? Wolfgang Amadeus Mozart und die Theologie, Würzburg 2009, 9–23.

Zum Verfasser: Albert Gerhards, Dr. theol., * 1951, Professor für Liturgiewissenschaft an der Kath.-Theol. Fakultät Bonn; wissenschaftliche Schwerpunkte: Geschichte, Theologie und Praxis der Liturgie, Judentum und Christentum, Öku­mene, Kirchenmusik, Kirchenbau, Kirche und Kunst. [www.liturgie.uni-bonn.de]

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